Ich habe nichts zu verbergen
Neulich waren wir leicht überrascht, als bei einem whatsapp Anruf ungefragt die Frontkamera des Handys anging.
Das Gegenüber meinte ganz trocken “Wo ist das Problem? Ich habe eh nichts zu verbergen.”
Dieser Spruch ist ja bekanntlich eine sehr weit verbreitete Meinung (ich habe vor langer Zeit auch so gedacht) mit dem Gleichgültigkeit und Passivität begründet wird, siehe auch der ganz hervorragende wikipedia Artikel.
Aber er ist viel zu kurz gedacht, denn er gibt das Recht auf Privatsphäre auf. Selbst wenn man dies nicht beansprucht, heisst das noch lange nicht, dass es irrelevant ist.
Um dies zu verdeutlichen einige Beispiele:
- Meinungsfreiheit? Ich hab eh nix zu sagen. (Das bekannte Snowden Beispiel:”I don’t care about the freedom of speech because I have nothing to say.).
- Versammlungsfreiheit? Mir egal, ich geh eh zu keiner Demo.
- Wahlrecht? Pfft, man kann eh nix ändern.
usw, usf.
Und selbst wenn man diese Rechte für sich selbst für irrelevant hält: Schon mal was vom Minderheitenschutz gehört?
Um das wiederum klar zu machen, wie wärs damit:
Kinderrechte? Mir egal, ich bin kein Kind… (beliebig austauschbar mit anderen Minderheiten wie Behinderte, Schwule usw).
Häufig wird der Spruch ja in Verbindung mit sowas wie “Es werden nur die bad guys überwacht”, was spätestens seit Snowden widerlegt ist oder mit rechtem Gefasel wie “Es geht um unsere Sicherheit”, aber es geht nicht (primär) um Sicherheit, sondern um Kontrolle…
Mal ganz davon abgesehen, dass all diese Rechte lange, hart und mühsam erkämpft worden sind, Menschen haben dafür ihr Leben gegeben. Wollen wir diese wirklich wegen lethargischer Bequemlichkeit, Unkenntnis und Vorurteile aufgeben?