“Neulich” haben wir eine Doku über Prostitution in Deutschland gesehen (glaube auf ZDFInfo).

Es gab jede Menge interessante Fakten und viel zu lernen. Das Kernproblem geht meiner Meinung nach eher

Richtung Menschenhandel… Jedenfalls ist danach eine interessante Diskussion zwischen uns entstanden,

wie man dagegen vorgehen kann, vom “schwedischen Modell” bis hin zur Liberalisierung war alles dabei…

Ich musste dabei dauernd an all die Menschen denken, die wichtige Arbeit bzgl. der sexuellen Wahrnehmung

leisten, wie zB Tantramasseure/innen. Bei allem, was Richtung “schwedischem Modell” geht, würde man

diese platt machen, evtl. sogar kriminalisieren…

Gerade bin ich über diesen wunderbaren blog auf ein posting gestossen, dass genau diese Befürchtung bestätigt und mich diese Zeilen schreiben lässt.

Darin schreibt Hanna:

“Im Kern geht es um die tief sitzende gesellschaftliche (Ab-)Wertung von Sexualität. Damit bin ich (und alle anderen, die in diesem Sektor tätig sind) ständig konfrontiert. Jeden Tag. Diese (Ab-)Wertung ist der Grund dafür, dass unsere Arbeit überhaupt so bitter nötig und wertvoll ist, nicht nur für jeden einzelnen, der in unsere Praxen kommt, sondern für unsere ganze Gesellschaft. Sie ist aber auch der Grund dafür, dass meine Kinder sich blöde Kommentare von Klassenkameraden anhören müssen, die meine Homepage im Netz gefunden haben. Sie ist der Grund dafür, dass ich ständig gefordert bin, auf Anfragen von Menschen zu reagieren, die ein völlig anderes Verständnis von meiner Arbeit haben als ich – einfach weil sie kein anderes Konzept von Berührungen im Intimbereich kennen als das, was ihnen von der Sexindustrie präsentiert wird.”


Dem Gegenüber steht das grenzenlose Elend von zahlenmässig sehr viel mehr Menschen, deren Leben durch Zwangsprostitution, Verschleppung, Missbrauch usw zerstört worden ist.

Eine Situation, die durch die Liberalisierung einer damals Rot-Grünen Regierung zumindest stark begünstigt worden ist. In der Doku hat es mich einigermassen schockiert, an welch langer Leine man das gesamte Rotlichtmilieu über jahrzehnte hat machen lassen, kein Gesundheitsamt, kein Finanzamt, keine Kontrolle von irgendwas (im Grunde fast Anarchie), wodurch eine Situation entstanden ist, die in Europa einmalig ist.

Inzwischen pendelt die politische Richtung in das gegenteilige Extrem indem man alles, was danach aussieht mit dem Stempel Prostitution versieht und Auflagen erteilt. (Ist es nicht immer wieder interessant, dass die Politik bei allem Möglichen jahrzehnte lang zwischen Extremen hin- und her pendelt (HartzIV zB)?)


Ich bin mir nicht ganz sicher, das Thema ist wie immer schwierig und nicht schwarz/weiss. Die Szene an die Leine zu nehmen ist dringend nötig und wahrscheinlich ist der Schaden, der dabei erstmal entsteht, weniger schlimm als die zerstörten Schicksale (wobei die Frage ist, ob man den Menschenhandel damit überhaupt in den Griff kriegt). Trotzdem muss man (wie immer) Nachjustierungen verlangen können!