Die Geschichte um den Tempel in Kambotscha hat mich gestern weinen lassen und die Vorstellung von der Kraft dieser 25000 singenden Soldaten erzeugt immer wieder Gänsehaut.

Ich glaube zutiefst an das Prinzip der Vergebung. Ohne Vergebung ist keine Heilung möglich.

Vergebung ist eines der Schlüsselworte im spirituellen Leben, denn wenn wir anderen vergeben, dann sind wir in der Lage, die Vergangenheit loszulassen und das Leben neu zu beginnen. Ohne Vergebung bleiben wir immer an dem “Wer hat was wem angetan” hängen und drehen uns damit ewig im Kreis.

Als ich zusammen mit einem meiner Lehrer nach dem großen Völkermord un Kambodscha in einem kambodschanischen Flüchtlingslager aufhielt, da baute er in der Mitte des Lagers einen Tempel auf, obwohl ihn die Roten Khmer davor warnten, das zu tun. Tatsächlich sagte man den Menschen, dass sie getötet würden, wenn sie den Tempel nach dessen Fertigstellung besuchten. Dessen ungeachtet kamen 25000 Menschen am Tempel zusammen, als mein Lehrer eines Tages die Glocke läutete, um den Tempel zu eröffnen. Er stimmte die alten heiligen Gesänge an, die bis zur Revolution der Mittelpunkt ihres spirituellen Lebens gewesen waren, und die Menschen weinten. Als die Belehrungen an die Reihe kamen, tat er nichts anderes als einen einfachen Satz in der Landessprache Khmer und auf Sanskrit zu rezitieren, der aus der Zeit Buddhas stammt und besagt: “Hass wird niemals durch Hass vertrieben - nur durch Liebe kann er geheilt werden.” Und diese Menschen, die mehr Grund hatten, nach Vergeltung zu streben, als sonst jemand in der Geschichte, und die mehr Leid erfahren hatten als irgendjemand, dem ich begegnet bin, begannen nun zusammen mit ihjm zu singen. Und irgendwie konnte ich, als diese Menschen sangen, spüren, dass die Wahrheit, von der sie hier sangen, sogar noch größer war als ihre Leiden. So groß ist die Kraft der Vergebung, die jedes menschliche Wesen in seinem Herzen trägt.